Chiang Mai - Elephant Nature Park

Da Seraina so in Elefanten vernarrt ist, war der Besuch in einem Elefantenpark von Beginn an fester Bestandteil unserer Bucketlist. Die Region rund um Chiang Mai gilt dabei als Hotspot von zahlreichen Elefantenparks und auch wenn jeder Park in den Broschüren damit wirbt, auf das Tierwohl zu achten, sieht die Realität leider ganz anders aus. Aus diesem Grund haben wir uns bereits zuhause nach einem ethisch vorbildlichen Elefantenpark umgesehen. Uns war dabei wichtig, einen Park zu besuchen, welcher gut zu den grossen Tieren schaut und keine Touristenattraktionen wie Elefantenreiten oder auch das Baden mit  den Elefanten anbieten. Wir entschieden uns für den Elephant Nature Park, welcher sich rund 60 km nördlich von Chiang Mai befindet. Dort blieben wir für zwei Tage mitsamt einer Übernachtung im Park.

In Asien gibt es mittlerweile sehr wenige wildlebende Elefanten. Die Elefanten im Park wurden alle gerettet und zum Teil von Privatpersonen oder Firmen an den Park gesponsert. Zu den bekanntesten Sponsoren gehörten unter anderem die Futtermarke Royal Canin oder auch die App Tiktok. Das Ziel des Elephant Nature Parks ist es, den geretteten Elefanten ein so schönes und freiheitnahes Leben wie möglich zu schenken. Zudem hofft der Park, dass sie den anderen Elefantenhalter/-parks mit gutem Beispiel vorangehen und somit die Touristenattraktionen auf Kosten des Tierwohls in ganz Thailand weniger werden.

Der Park hat aktuell 115 Elefanten, vorwiegend Elefantenkühe, da die Männchen viel teuerer sind und von den Besitzern oftmals nicht verkauft werden. Der Park trennt die Männchen von den Weibchen und unterbindet so, dass sie sich fortpflanzen. Dennoch hatte der Park zum Zeitpunkt unseres Besuchs drei Jungtiere, welche jeweils gemeinsam mit der Mutter gerettet werden konnten. Die Jungtiere nehmen in der Regel bis zum 5. Lebensjahr Muttermilch, doch wie uns von den Guides erklärt wurde, werden die Jungtiere in Gefangenschaft an vielen Orten bereits nach 2 Jahren von der Mutter getrennt um sie bereits von klein für den Tourismus zu brechen und zu trainieren. Dies beinhaltet Elefantenreiten, Elefantenshows, das Baden mit Elefanten aber auch die generelle Abhängigkeit zum Menschen, damit später Touristen die Elefanten beispielsweise füttern und anfassen können. Die Konsequenz dieses Verhaltens ist, dass die Elefanten kleiner sind als ihre in Freiheit lebenden Artgenossen und aufgrund des Calciummangels oftmals einen schlechteren Knochenbau aufweisen. Es ist leider auch kaum möglich, gerettete Tiere wieder in die Wildnis zu entlassen, da diese an den Menschen gewöhnt wurden und sich so leicht (erneut) fangen lassen und wiederrum für Tourismusattraktionen missbraucht würden.

Am frühen Morgen wurden wir bei unserem Hotel abgeholt und fuhren ca. 1 Stunde zu dem Park. Kurz vor unserem Ziel konnten wir bereits die ersten Elefanten sehen. Gerade angekommen ging das Programm auch gleich los. Wir waren eine 5er Gruppe und sind mit einer Mitarbeiterin des Parks durch das Gelände spaziert, welche uns wahnsinnig viel über die schönen Dickhäuter erzählen konnte. Die Elefanten leben hier im Gegensatz zur Wildnis in kleinen, von ihnen selbstgewählten Gruppen, Jungtiere wurden nebst der eigenen Mutter auch von einer oder mehreren "Nannys" versorgt, welche sich das Vertrauen der Mutter durch das Teilen von Essen verdienten und ihnen bei der Aufzucht der Kinder helfen. Während in der Wildnis die Gruppe meist durch die Familie definiert wird, enstehen im Park die Freundschaften zwischen den Elefanten durch das Teilen des Essens. Da auf Anweisung der Behörden jeder gefangene Elefant offiziel registriert wird und einen eigenen Pass hat, wissen die Parkmitarbeiter über den Namen, das Alter und die Vergangenheit ihrer Schützlinge bestens Bescheid. Die meisten der Elefanten haben leider keine schöne Vergangenheit - viele hatten Narben von den Ketten um die Beine und Ohren (von den Haken der Elefantenreiter), gebrochene Hüften und Beine wegen des Elefantenreitens oder dem Holzabbau oder gar zerfetzte Füsse wegen der Mienen (Überbleibsel des Vietnamkrieges). Ein Beispiel, dass uns besonders betroffen hat, war ein Elefantenbulle, welchen wir nur von weitem beobachten konnten. Er wippte unentwegt hin und her und die Mitarbeiterin erklärte uns, dass seine vorherigem Besitzer das Verhaltensmuster bei ihm einbrannten, damit er später unentwegs für Touristen "tanzen" würde. Wenn er mal damit aufhörte, wurde er von seinen alten Besitzern sofort geschlagen, weshalb er sich noch heute (drei Jahre später), auch wenn er nun vom Park gerettet wurde, weiterhin unentwegt hin und herbewegt. Solche Tiere, welche noch erkenntlich unter ihrer Vergangenheit leiden, werden abseits von den Besuchern gehalten. Trotz der ganzen traurigen Schicksalen - oder gerade deswegen - hatten wir den Eindruck, dass es den Elefanten nun im Park gut geht. Sie haben jede Menge Platz und auch immer Zugriff auf den Fluss. Verhältnisse, von denen auch unsere hiesigen Elefanten in ihren Zoo's nur träumen können. Am Abend konnten wir auch eine Elefantenherde, welche etwas oberhalb der Parkanlage auf einer Wiese untergebracht wurde, auf ihrem Heimweg durch den Fluss beobachten.

An unserem zweiten Tag im Park besuchten wir die etwas weiter abgelegenen Gruppen. Dort wurde Zwecks eines neuen Projekts des Parks ein erhöhter Plattformweg gebaut auf welchem wir die Elefanten beobachten konnten. Neben den Elefanten hat der Park noch weitere gerettete Tiere: ca. 600 Hunde, ca. 2'000 Katzen und ca. 200 Kaninchen sowie einige Buffalos, Ziegen und Schweine. Auf dem Rückweg zum Hauptgelände des Elephant Nature Park machten wir einen Abstecher in einem von drei "Cat Kingdom". Wir durften dort mit den Katzen schmusen und spielen. Der Park bietet auch ein ein- bis zweiwöchiges Volounteerprogramm an. Einigen freiwilligen Helfern konnten wir dabei zuschauen, wie sie mit den Hunden des Parks, welche nicht mehr normal laufen können und auf "Stützräder" angewiesen sind, spazieren gingen. Das man sich hier so hingebungsvoll um Tiere kümmert, welche wo anders einfach entsorgt worden wären, hat uns wirklich tief beeindruckt, weswegen wir den Park auch auf den sozialen Medien weiterhin beobachten werden und jedem nur wärmstens empfehlen möchten.

Es war für uns ein sehr schöner Ausflug und wir hätten beide noch vieeel mehr Zeit bei den Elefanten, aber auch bei den Katzen und Hunden verbringen können.















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