Osaka & Koyasan
In Osaka angekommen, gingen wir direkt den Stadtteil "Den Den Town" auskundschaften. Dieser ist vom Angebot her in etwa vergleichbar mit Akihabara in Tokio, aber viel kleiner und weniger schrill. Es gibt viele Pachinkos (Spielhallen) und Capsules Shops (Kapseln in welchen nach Zufallsprinzip verschiedene Figuren, Kleber, etc. zu holen sind).
Am nächsten Tag unterbrachen wir unser Abenteuer in Osaka kurzzeitig, da wir für eine Nacht nach Koyasan reisten. Koyasan ist ein beschaulicher Ort gelegen auf der gleichnamigen Bergkette. Dieser Ort besucht man vor allem, um die vielen eindrücklichen Tempel zu bestaunen. Wir konnten in einem Tempel auf traditioneller japanischer Weise hausen und übernachten. Es war bis jetzt unser grösstes "Hotelzimmer" (Japan ist für sehr kleine Hotelzimmer bekannt, meist kann man kaum vernünftig den Koffer öffnen) und komplett mit Tatami-Matten ausgestattet, weswegen die Schuhe am Hoteleingang zurückgelassen werden mussten. Das Abendessen wurde uns ebenfalls auf traditionelle Weise serviert, welches wir am Boden sitzend in Yukatas gekleidet zu uns nahmen. Das Sitzen am Boden wurde mit der Zeit eine echte Herausforderung, da es ungeübt auf Dauer nicht sehr bequem ist. Zudem waren wir masslos überfordert, da wir nicht wussten was Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise war oder was in Verbindung mit was zu essen ist. Während wir uns durch das Abendessen kämpften, wurde unser Zimmer vom Personal für die Nacht vorbereitet. Die japanischen Faltbetten, genannt Futons, werden aus dem Schrank geholt und auf dem Boden ausgebreitet. Was jetzt möglicherweise für den einen oder anderen nicht sehr bequem klingt, ist in Wahrheit jedoch sehr gemütlich und auch gut für die Gesundheit (insbesondere für den Rücken). Noch heute schlafen viele Japaner lieber auf einem Futon statt einem Bett.
Im Tempel konnte man auf freiwilliger Basis an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Wir entschieden uns, unseren Abend mit einem traditionellen Kirie (切り絵) zu verbringen. Nach dem Abendessen brachte uns ein Mönch des Tempels alle Utensilien für das "Paper Cutting": ein handgemachtes Reispapier, eine Vorlage, farbiges Papier und ein Messer. Wir waren über 2 Stunden am Auschneiden von kleinen und grossen Feldern. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen, finden zumindest wir beide.
Es war das erste Mal, dass wir auf Futons geschlafen haben und wir fanden es beide toll. Seraina hat sich vor allem in die dicke, kuschelige Decke eingenistet und wollte kaum mehr aufstehen. Unser Wecker ging jedoch bereits kurz vor 6 Uhr, da wir der Zeremonie der Mönche beiwohnen durften. Das Beobachten der Zeremonie war ein spannendes aber auch spezielles Erlebnis. Für den ungeübten Zuschauer wirkte es geradezu chaotisch. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Reis, Suppe, Tofu und anderen Speisen machten wir uns auf den Rückweg nach Osaka. Nach dem Einchecken und einer Verschnaufspause gingen wir zum Osaka Castle. Ein wahrlich schöner Anblick. Wir entschieden uns, ebenfalls das Innere zu besuchen, welches zu einem historischen Museum umgebaut wurde. Am Abend gingen wir nach Dotonbori. Dies ist das wohl bekannteste Stadtviertel in Osaka, welches sich deutlich schriller und verrückter präsentiert, als alles andere, was wir in Japan gesehen haben. Die Restaurants und Essensstände reihen sich aneinander und alles leuchtet, blinkt und bewegt sich. Zum Abendessen testeten wir etwas Neues und wurden überrascht, wie gut gegrillter Aal schmeckt.
Der nächste Morgen startete mit einer geführten Walking-Tour. Zusammen mit einer kleinen Gruppe wurden wir durch Dotonbori und Namba geführt. Der Guide liess uns einige Köstlichkeiten Japans testen. Als wir an einem Fugu-Stand (Kugelfisch) vorbei kamen, testen wir ausserplanmässig dessen Sashimi (das sind rohe Fischstreifen). Dies ist etwas sehr besonderes, denn Kugelfisch ist eigentlich hochgiftig und kann einen Menschen innert 20 bis 180 Minuten töten. Damit wilder Kugelfisch dennoch gegessen werden kann, bedarf es einer besonderen Zubereitungstechnik, bei welchem die giftigen Teile weggeschnitten werden. Daher muss heute in Japan jeder, der mit Fang, Handel oder Zubereitung dieses Fisches zu tun hat, eine spezielle Lizenz des Staates besitzen. Für die Zubereitungslizenz muss der Koch zwei Jahre in einem Fugurestaurant gearbeitet haben und dann eine Prüfung ablegen. Unser Fugu-Händler beherrschte sein Handwerk offensichtlich, weswegen wir von Nebenwirkungen verschont blieben.
Nach der Tour liessen wir unseren letzten Tag in Osaka in Dotonbori ausklingen. Dabei schlugen wir uns unsere Mägen in verschiedenen Restaurants voll.
Unseren dritten Tag in Osaka verbrachten wir mit etwas, das sich Seraina schon während unserer frühesten Planung des Urlaubs unbedingt gewünscht hatte: Einen Tag in den Universal Studios Japan. Dort gibt es die beiden Themenbereiche Super Mario World und Harry Potter, welche wir unbedingt besuchen wollten. Die Anlage ist ein bekannter Touristenmagnet und den unvorbereiteten Touristen kann es durch richtig lange Warteschlangen (2 Stunden Wartezeit pro Bahn sind keine Seltenheit) schnell auf dem falschen Fuss erwischen. Wir beide waren jedoch gut darauf vorbereitet und standen bereits 1.5 h vor offizieller Parköffnung an dessen Eingang. 45 Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit wurden wir in den Park gelassen und liefen direkt zur Super Mario World. Das Themenland präsentierte sich sehr schön und authentisch. Wir hatten wirklich das Gefühl, mitten in einem Mariospiel zu sein. Dort waren wir unter anderem auf der Mario Kart Bahn: Es treten zwei Teams gegeneinander an, man muss mithelfen zu lenken und die Gegner mit Schildkrötenpanzern treffen.
Als wir uns sattgesehen hatten, entschieden wir uns, die Harry Potter-Welt anzusehen. Auch diese wurde mit viel Liebe designet und sah sehr schön aus. Für das Butterbier, welches man aus den Filmen kennt, stand man beinahe gleich lange an, wie für einige der Bahnen. Daher gingen wir zuerst ins Restaurant und nahmen ein verfrühtes Mittagessen ein, auch in der Hoffnung, das die Warteschlangen für diverse Bahnen um die Mittagszeit kürzer sein werden. Nach dem Essen standen wir für eine 4D-Bahn an und waren fasziniert, wie toll die Bahn war: Wir flogen mit Harry und seinen Freunden auf dem Besen durch Hogwarts und dank der Animation hatte man wirklich das Gefühl mitten drin zu sein. Im Anschluss standen wir fast geschlagene zwei Stunden unter praller Sonne für eine Bahn im Jurassic Park an. Die Bahn ist so konzipiert, dass man die ganze Zeit nach unten sieht, und das Gefühl hat zu fliegen.
Als es dunkler wurde, kamen uns immer mehr verkleidete Menschen entgegen. In den Studios läuft seit anfangs September jeden Abend die Halloween Night. Die Gruselshow, welche uns dann auf verschiedenen Strassen im Park erwartete, war zumindest für unsere Verhältnisse nicht so beängstigend.
Nach einem tollen aber anstrengenden, langen Tag gingen wir zurück ins Hotel und packten unsere Sachen zusammen. Am nächsten Tag verliessen wir Osaka in Richtung Hiroshima.
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